Unglaublich, wie eine geplante Erfolgsgeschichte zum Desaster werden kann.
Wir haben erwartet, dass das E-Rezept einige praktische Vorteile haben könnte. In der Realität stellen wir aber fest, dass riesige Nachteile bestehen. Es folgen einige Beispiele aus dem Praxis- und Apothekenalltag:
1. Wenn eine Packungsgröße nicht verfügbar ist, konnte früher mit dem Kugelschreiber das Rezept angepasst werden. Ein Stempel und die Unterschrift genügten. Das dauerte maximal 5 Sekunden. Besteht heute ein Änderungswunsch (weil Lieferengpässe bestehen) muss ein circa 3-5 minütiger Vorgang gestartet werden: der Patient wird im Rechner aufgerufen, der Medikationsplan geöffnet, eine Datenbanksuche eingeleitet, die neue Packungsgröße mit PZN-Nummer herausgesucht, die alte Packungsgröße vom Plan gelöscht, das neue E-Rezept aus dem geänderten Medikationsplan heraus erstellt, dann signiert und erneut versendet. Und die Rolle rückwärts ist nötig, sobald das Medikament wieder im 3er-Pack (N3) verfügbar ist. Und das gilt für zahlreiche wichtige Medikamente.
2. Die Erstellung eines Rezepts im Computer des Arztes dauert genau so lange wie zuvor – aber der Versand (mittels 7 Jahre alter Technik der Telematikinfrastruktur) dauert unfassbar lange. Ein Ausdruck nahm den Bruchteil der Zeit in Anspruch. Der Rechner bleibt in dieser Zeit gesperrt.
3. Ohne Versichertenkarte geht nichts: waren Versicherte im Quartal noch nicht vor Ort, bietet unsere Software des Marktführers keine Möglichkeit zur Vorbereitung der Rezepte. Erst sobald die Karte gesteckt hat, kann es los gehen.
4. besteht ein fehlerhaftes Rezept, war eine Änderung per Kuli einfach. Heute bricht der Signaturvorgang ohne Fehlermeldung ab. Dann steht alles still. Es muss dann jedes Rezept der (langen) Liste manuell auf Plausibilität geprüft werden. Das ist Beschäftigungstherapie.
Wir finden das einen absoluten Witz! Alle Beteiligten sind frustriert: Versicherte, Apotheken, Praxen – niemand entschädigt die erhebliche Mehrarbeit!
Daher sehen viele Apotheken einfach nur noch Rot